LMU-SUMMER SCHOOL "CARE"

 

„Care meets Politikwissenschaft: Politische and administrative Bedingtheit von Sorge im 21. Jahrhundert“

 

Teil der Summer School der Fakultät 15 an der LMU

Dozentinnen: Dr. Eva-Maria Euchner und Olivia Mettang

 

 

Zusammenfassung

Warum arbeiten so viele Frauen unterbezahlt in Pflegeberufen? Warum ist es trotz Rechtsanspruch so schwer, einen Kita-Platz zu finden? Warum muss man tausende Euro im Pflegeheim zuschießen, obwohl man jeden Monat in die Pflegeversicherung eingezahlt hat? Diese Fragen betreffen den Wohlfahrtsstaat, der somit Grundlage jeder Debatte über und um gesellschaftliche Fürsorge (‚Care‘) ist. Die bekannte Unterscheidung zwischen einem liberalen, konservativen und sozialen Wohlfahrtregime zielt dabei insbesondere auf das Leistungsspektrum des jeweiligen Systems ab. Wohlfahrts- und Fürsorgesysteme unterscheiden sich aber nicht nur in Bezug auf die Leistungen, sondern auch hinsichtlich der Akteure, die diese Leistungen anbieten. In Deutschland sind vor allem kirchliche Einrichtungen an der Bereitstellung sozialer Leistungen beteiligt: Zusammengenommen sind die Wohlfahrtsorganisationen der beiden großen christlichen Kirchen Diakonie (ev.) und Caritas (kath.) der größte Arbeitgeber im sozialen Sektor. Und auch in anderen europäischen Staaten sind FBOs (‘faith-based organisations‘) ein wichtiger Bestandteil des Sozialsystems.  Dass das so ist, hat historische Gründe: Die Herausbildung der Wohlfahrtsstaaten in Europa ging einher mit schweren und weniger schweren Konflikten zwischen säkularen und religiösen Akteuren. Bis heute prägen diese Konflikte die Vorstellung davon, wer für Care - Pflege, Fürsorge, soziale Arbeit -  in einer Gesellschaft verantwortlich sein soll.

 

In der Summerschool beschäftigen wir uns mit Care aus politikwissenschaftlicher Sicht als wesentlicher Komponente des Wohlfahrtstaates: Im ersten Teil der School stehen zunächst die unterschiedlichen europäischen Wohlfahrts- und Fürsorgesysteme und ihre historische Herausbildung im Mittelpunkt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Zusammenarbeit von religiösen Akteuren und Staat; dieser Fokus wird über die unterschiedlichen Kursteile hinweg präsent sein. Im zweiten Teil wird die Regulierung und Implementation von klassischen Care-Policies (z.B. Familien-, Pflege- und Bildungspolitik) und konfliktiven Care-Policies (z.B. Assistierter Suizid, Palliative Care und Schwangerschaftsabbruch) genauer beleuchtet und im europäischen Vergleich diskutiert. Im dritten und letzten Teil nehmen wir die Herausforderungen und den Wandel von (religiösen) Wohlfahrtsorganisationen aufgrund der zunehmende Ökonomisierung des Care-Sektors in den Blick.

 

Während Care als empirisches Konzept begriffen wird, kommen auch normative Aspekte wie Gendergerechtigkeit und Religionsfreiheit nicht zu kurz. Somit bietet die Sommerschool Raum unterschiedliche Konzeptionen von Care aus politik- und policy-analytischer Perspektive zu beleuchten, diese theoretisch fundiert zu hinterfragen als auch empirisch nachzuzeichnen."

 

Mehr Informationen auch auf der Homepage der Fakultät 15.

 

SIehe auch Lehrevaluation.